16. März 2016In AllgemeinBy Melanie Goldberg

Torte um Mitternacht ist so 90er – Der optimale Tagesablauf für eure Hochzeit

Man denkt, der Tagesablauf einer Hochzeit erschließt sich von selbst: Trau-Zeremonie, Essen, Tanz – eine andere Reihenfolge ergibt keinen Sinn, denn ohne „Ja-Wort“ hat man keinen Grund zu feiern, und auf leeren Magen halten die Gäste nicht bis in die Morgenstunden durch. Davor das Styling und irgendwann dazwischen das Foto-Shooting.

Aber wie viel Zeit solltet ihr für das Frisieren und Schminken eigentlich einplanen, und wie lange „dürft“ ihr euch mit dem Fotografen zurückziehen und eure Hochzeitsgäste alleine lassen?

Trotz des im Grunde unumstößlichen Rahmens – also Trauung, Abendessen, Feier -, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie man den Tagesablauf einer Hochzeit gestalten kann. Vielen Brautpaaren fällt es nicht leicht, die Zeiten festzulegen und einzuschätzen, was wie lange dauert, was zu viel Programm ist und was zu wenig. Das wird uns immer wieder in den Beratungsgesprächen mit unseren Paaren bewusst – die am Ende sichtbar erleichtert aus dem Termin herausgehen, als hätten wir einen Knoten in ihren Köpfen gelöst.

Das Herzstück des Tages: die Trau-Zeremonie

Zunächst solltet ihr euch überlegen, wann das Herzstück eures großen Tages stattfinden soll: die Trauung. Egal, ob standesamtlich, kirchlich oder weltlich, es ist die Zeremonie, die diesen Tag zu einer Hochzeit und somit einem unverwechselbaren Ereignis macht. Ob ihr die Trauung lieber in den Vormittag, Mittag oder auf den (späten) Nachmittag legt, hängt von euch und euren Gästen ab – zwangsläufig aber auch von der Verfügbarkeit von Standesbeamten, Trauredner oder Pastor. Manchmal wird einem ein gewisser Ablauf also quasi vorgegeben. Wenn ihr jedoch die freie Wahl habt, geht die Gästeliste durch: habt ihr viele mit einer weiteren Anreise dabei, die es gar nicht schaffen können, schon um 12 Uhr in der Kirche zu sein (spricht also für eine Trauung am Nachmittag)? Oder ladet ihr so viele Freunde und Verwandte ein, die ihr lange nicht gesehen habt und mit denen ihr so viel Zeit wie möglich verbringen wollt (was wiederum Argument für einen frühen Start ist)?

Wenn ihr die Uhrzeit der Trauung festgelegt habt, legt alles Weitere „drum herum“ (Achtung, die folgenden beiden Absätze richten sich mehr an die Bräute unter euch): Start in den Tag ist – ganz wichtig! – erst einmal das Frühstück! Ihr denkt, ihr bekommt vor Aufregung eh keinen Bissen runter und „abends gibt es doch so viel“ – und ihr könnt diesen Punkt getrost auslassen? Glaubt mir: euer Körper wird es euch danken, wenn ihr zumindest einmal herzhaft in ein Brötchen gebissen oder euch einen Schokoriegel gegönnt habt. Sonst steigt euch der erste Sekt am Nachmittag so sehr zu Kopf, dass ihr den Rest des Tages nur noch im Dämmerzustand mitbekommt. Insbesondere, wenn ihr im Sommer heiratet und es sehr heiß sein sollte. Also: ausreichend essen und auch trinken (natürlich Alkoholfreies; den Schampus gibt‘s später). Das geht übrigens auch wunderbar, während die Stylistin euch die Haare einrollt. Ihr braucht also noch nicht einmal früher aufzustehen.

Wie viel Zeit wofür einplanen?

Für das Styling (Haare und Make-up) müsst ihr etwa zwei Stunden einplanen, plus/minus, je nach euren individuellen Wünschen, Haarlänge und –stärke. Ihr macht vorab einen Probetermin mit eurer Stylistin; dann werdet ihr genau besprechen, wie viel Zeit sie mit euch braucht. Haaremachen und Schminken macht man VOR dem Anziehen, das heißt das Anziehen kommt on top zu den zwei Stunden. Insbesondere wenn das Kleid einige „Herausforderungen“ aufweist (wenn beispielsweise ein Korsett eingearbeitet ist oder es eine lange Knopfleiste am Rücken hat), sollte man mindestens eine halbe Stunde einplanen und seine Trauzeugin oder Mutter dabei haben zur Unterstützung.

Also sagen wir mal, die Trauung findet um 14 Uhr statt und das Styling am selben Ort (das heißt, es fällt keine Fahrtzeit an), dann würde ich den Styling-Beginn auf 11 Uhr setzen. Das lässt noch einen Puffer für Unvorhergesehenes und zum Tief-Durchatmen, bevor es losgeht.

Findet das Styling woanders statt (bei euch zu Hause oder im Hotel) als die Zeremonie, sollte entsprechend Fahrtzeit eingeplant (und ein Fahrer festgelegt!) werden.

Eine Trauung dauert in der Regel zwischen 30 und 60 Minuten, je nach Trau-„Art“ und Redner. Der Durchschnitt liegt bei 40 Minuten. Danach gratulieren die Gäste für gewöhnlich und bekommen ein Glas Sekt in die Hand. Zum Wohl! Bei um die 60 Gästen ist es jetzt ungefähr Viertel nach drei. Und nun? Für das Abendessen ist es ja noch etwas früh, und außerdem wollt ihr ja auch noch Fotos machen. Tipp: haltet eure Hochzeitsgesellschaft in der Zwischenzeit mit ausreichend Getränken und Häppchen bei Laune. Kaum etwas schlägt mehr auf die Stimmung als ein grummelnder Magen und die Aussicht auf mindestens drei Stunden Wartezeit bis zum Essen. Hierbei ist es nicht wichtig, dass es möglichst etwas „Extravagantes“ oder Alkohol gibt. Ihr möchtet schließlich niemanden schon vor dem Festessen und der Party „abfüllen“. Es genügen Softgetränke und Bier und zu Essen kleine Appetitanreger – ODER die Hochzeitstorte und Kaffee. Denn Mitternachtstorte hatte man in den 90ern.

In der Tat erfreut es sich seit einigen Jahren schon großer Beliebtheit, die Torte am Nachmittag anzuschneiden. Und damit schlagt ihr gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Der Nachmittag ist prime time für Kaffee und etwas Süßes, die Gäste bekommen etwas in den Magen, der Fotograf kann den Anschnitt festhalten (und ihr braucht ihn nicht bis Mitternacht zu buchen), und ihr habt ausreichend Zeit, euch nach dem Anschnitt für eure privaten Fotos zurückzuziehen; eure Familie und Freunde sind ja beschäftigt.

Für das Shooting solltet ihr eine gute Stunde einplanen; manche Fotografen hätten auch gerne ein Zeitfenster von eineinhalb bis zwei Stunden. Das müsst ihr für euch und zusammen mit dem Fotografen entscheiden. Meine persönliche Meinung und Erfahrung ist, dass 60 Minuten ausreichen. In der Zwischenzeit essen die Gäste ihre Torte – und hätten zudem Gelegenheit, die eine oder andere Überraschung für euch vorzubereiten, wie zum Beispiel Ballons mit Helium zu befüllen (immer noch Dauerbrenner auf vielen Hochzeiten), die dann nach eurer Rückkehr steigen gelassen werden. Und schwupps! ist sogar schon ein Programmpunkt „abgehakt“, der euch später nicht von der Party abhält.

In Uhrzeiten gesprochen, zieht ihr euch von 16.30 – 17.30 Uhr für eure Fotos zurück (vorher esst ihr natürlich auch ein Stück Torte, sonst habt ihr nichts davon außer einem tollen Foto, wie ihr sie anschneidet. Außerdem wollt ihr euch ja noch ein wenig unter eure Gäste mischen und nicht zuletzt ebenfalls nicht hungern). Wieder zurück, ist noch ausreichend Zeit für Fotos in verschiedenen Konstellationen: mit den Eltern, mit den Trauzeugen, nur die Männer, nur die Frauen, jetzt das Familienfoto für den Kaminsims… und zum Schluss versammelt ihr euch für ein Gruppenfoto und könnt danach direkt alle geschlossen zu Tisch bitten. Ich sage euch, Hochzeitsgäste sind wie ein Sack Flöhe, und es gibt immer einen, der fehlt oder „nochmal schnell“ eine rauchen oder in der Keramikabteilung ist. Wenn ihr beim Gruppenfoto (endlich) alle zusammen habt, nutzt die Gelegenheit, sie direkt zu Tisch zu bitten.

Gegen 18.30 Uhr sitzt ihr dann idealerweise ALLE am Tisch (ein paar Ausnahmen wird es immer geben; lasst euch davon nicht entmutigen, sondern die Servicekräfte trotzdem mit dem Getränkeausschank beginnen). Jetzt ist es an der Zeit, ein paar Begrüßungsworte an eure Hochzeitsgäste zu richten. Aber haltet unbedingt vorher Rücksprache mit dem Serviceleiter oder eurem Hochzeitsplaner, wenn ihr einen habt (der sich wiederum mit der Serviceleitung abstimmt). Schließlich möchtet ihr doch am Ende mit allen auf den großen Tag anstoßen, und das geht nur, wenn auch wirklich jeder etwas im Glas hat. Egal, ob ihr dreißig oder hundert Gäste habt: vom Brauttisch aus ist es recht schwierig zu überblicken, ob und wenn ja wann dies wirklich der Fall ist.

Und jetzt wird nur noch gefeiert! Oder?

Also Prost und Startschuss für die Vorspeise oder auch Eröffnung des Buffets (was sich besser für euch eignet, Buffet oder Menü, oder ob es auch ganz andere Formen gibt, wird noch Thema in einem anderen Blogartikel werden. Also bleibt dran :-)).

Viele Brautpaare unterschätzen die Dauer eines Vier-Gänge-Menüs oder auch Buffets, das in der Regel etwas schneller über die Bühne geht als ein gesetztes Essen. Bedenkt: der langsamste Esser bestimmt die Zeit des Dinners, und wenn man erst als Letztes bedient wird, ist man auch entsprechend spät fertig. Der Service hebt erst die Teller aus, wenn der letzte Gast am Tisch fertig ist. Beim Buffet wiederum ist zu berücksichtigen, dass die Gäste mehrmals hingehen, und manche holen sich den Nachschlag erst nach einer kleinen Pause.

Ihr am Brauttisch werdet auch hier wieder als Erstes bedient und seid voraussichtlich mit als Erstes mit dem Essen durch. Bleibt dann geduldig und schaut nicht nervös auf die Uhr, weil ihr Angst habt, bei euren Gästen bricht gleich die Langeweile aus. Zum einen sind sie noch mit Essen beschäftigt, und zum anderen haben sie alle nette Tischnachbarn (auch dem Thema „Sitzordnung“ werde ich mich bald gesondert widmen) und unterhalten sich wahrscheinlich prächtig. Also locker bleiben – und es ihnen nachtun 🙂

Außerdem: auch eure Gäste werden aktiv dazu beitragen, dass es nicht langweilig wird. In der Regel hält der Brautvater eine Rede und oft auch die Trauzeugen. Dann gibt es vielleicht noch eine witzig umgesetzte Geschenkübergabe, und schon sind die Pausen zwischen den Gängen gefüllt und für weiteren Gesprächsstoff gesorgt. Insgesamt könnt ihr etwa zweieinhalb bis drei Stunden für das Abendessen mit Reden zwischen den Gängen rechnen.

Zu den Beiträgen noch ein kleiner Tipp am Rande: versucht, so viele Beiträge wie möglich VOR den Eröffnungstanz zu legen, damit die Party nicht ständig unterbrochen wird. Denn zu häufige Tanz- (oder auch „Zwangs“-)pausen können ein ziemlicher Killer für die Party sein, egal wie viel versprechend und ausgelassen sie angefangen hat. Generell ist wie bei so vielen Dingen im Leben „weniger mehr“. Das gilt für Aktionen am Abend ebenso wie tagsüber. Je weniger Programmpunkte, desto entspannter ist es für alle Beteiligten. Wenn von links ein Zauberer kommt und kurz danach rechts ein Feuerwerk geschossen wird, ist das einfach mal Reizüberflutung, von der niemand etwas hat. Und wenn ihr die Aktionen nicht selbst in der Hand habt, bittet eure Trauzeugen um Mithilfe, dass es nicht ausufert und zu viel des Guten wird; auch nicht, wenn ihr zu denjenigen Paaren gehört, die durchaus Spaß an dem einen oder anderen aktiven Beitrag haben. Eine Hochzeit ist schließlich kein Spieleabend. Wobei das natürlich Geschmackssache und nur meine persönliche Meinung ist.

Ja, und dann? Party on! Der Eröffnungstanz setzt das Ende des Ablaufplans fest, ab jetzt wird nur noch gefeiert 🙂 Vielleicht habt ihr noch einen Photobooth, Fotomobil oder eine Selfie-Station aufgebaut oder eine ausgefallene Variante des klassischen Gästebuchs (ja, es gibt nicht nur „das eine Gästebuch“). Ideen für die Party gibt es viele, und damit steht und fällt sie nicht nur mit möglichst vielen Tänzern unter den Gästen. Wenn ihr lange feiern möchtet, dann plant einen Mitternachtssnack mit ein. Die Currywurst liegt immer noch im Trend; mittlerweile aber erfreuen sich auch Burger, Mini-Döner oder andere klassische Imbisse zu später Stunde großer Beliebtheit.

Zu guter Letzt, und damit schließt sich dann der Kreis, auf welche Zeit man die Zeremonie legen sollte: aus Erfahrung können wir sagen, dass eine Hochzeit in etwa zwölf Stunden dauert. Beginnt die Trauung um 15 Uhr, kann die Party – je nach Feierfreudigkeit und Anzahl der Gäste – durchaus bis drei Uhr morgens gehen (natürlich nicht mit 100 Prozent der Gäste, aber aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem Großteil). Startet ihr am späten Vormittag und baut keine Pause am Nachmittag ein, wird es den meisten schwerfallen, überhaupt bis Mitternacht durchzuhalten. Und fängt die Trauung wiederum erst am späten Nachmittag oder frühen Abend an, so macht euch auf eine Feier bis zum Morgengrauen gefasst.

Die wichtigste „Regel“ ist aber eigentlich, dass es insgesamt möglichst stressfrei sein sollte: entspannt in den Tag starten (wenn ihr Langschläfer seid, legt die Trauung bloß nicht auf 11 Uhr, sonst steht die Stylistin bereits um 8 auf der Matte!), hier und da ein Päuschen einbauen (auch für euch!), und nicht einen Programmpunkt den nächsten jagen lassen. Denn Hochzeit ist Programm genug 🙂